Morbus Crohn – Wie erfolgt die Diagnose?

Eine frühzeitige Diagnose ist bei Morbus Crohn sehr wichtig. Denn ohne eine Diagnosestellung kann keine Therapie begonnen und Morbus Crohn nicht eingedämmt werden. Hier finden Sie einen Überblick über die Möglichkeiten, Morbus Crohn zu diagnostizieren.

Vereinfachte Darstellung einer Petrischale und einer Pipette

Verdacht auf Morbus Crohn – Wann Sie ZUR ÄRZTIN/ZUM ARZT gehen sollten

Wenn bei Ihnen häufig und wiederkehrend Symptome auftreten, die auf Morbus Crohn hinweisen können, sollten Sie in jedem Fall eine:n Spezialist:in aufsuchen. Die Expertin/der Experte für die Diagnose von Morbus Crohn und anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa ist die Gastroenterologin/der Gastroenterologe. Die Fachärztin/der Facharzt für Krankheiten des Magen-Darm-Traktes wird Ihre Beschwerden genauestens unter die Lupe nehmen und eine entsprechende Diagnose stellen.

Eine Fachärztin-Suche finden Sie zum Beispiel unter www.magen-darm-aerzte.de, einem Angebot des Berufsverbands niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (BNG).

arzt-sprechstunde.jpg

Gastroenterolog:innen stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um eine Morbus Crohn-Erkrankung festzustellen iStock.com/sturti

Gastroenterolog:innen stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um eine Morbus Crohn-Erkrankung festzustellen iStock.com/sturti

Morbus Crohn-Diagnose – Keine leichte Angelegenheit

Morbus Crohn kann sich bei jeder Patientin/jedem Patienten anders zeigen. Generell ist eine sehr große Bandbreite an Symptomen und Verläufen möglich. Daher ist die Diagnose Morbus Crohn nicht immer einfach zu stellen.

Wer mit Durchfall, Bauchkrämpfen und häufigem Stuhldrang ihren/seinen Hausärzt:in aufsucht, erhält zunächst oft die Diagnose „Reizdarm“. Denn diese Symptome sind nicht alleine typisch für Morbus Crohn und können vielfältige Ursachen haben. Daher dauert es oft lange, bis die Diagnose für Morbus Crohn oder andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) feststeht. So warten 18 Prozent der CED-Patient:innen fünf Jahre darauf.1 Bei fast zwei Dritteln muss es sogar erst zu einem Notfall kommen, bis die richtige Diagnose erfolgt.1

Wie wird die Diagnose Morbus Crohn gestellt?

Zur Diagnose von Morbus Crohn stehen Gastroenterolog:innen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Sie dienen zum einen dazu, festzustellen, ob Morbus Crohn vorliegt. Zum anderen kann die Äarztin/der Arzt auf diese Weise die Schwere der Entzündung im Verdauungstrakt beurteilen und die betroffenen Bereiche identifizieren.
Folgende Untersuchungsmethoden können bei der Diagnose von Morbus Crohn zum Einsatz kommen:

 

  • Anamnese: Zu Beginn der Diagnose von Morbus Crohn wird sich die Gastroenterologin/der Gastroenterologe bei Ihnen über Ihre medizinische Vorgeschichte informieren. Sie/er wird Sie zum Beispiel zu früheren Erkrankungen und Ihren aktuellen Beschwerden befragen, die ihr/ihm wichtige Informationen liefern können. Von besonderem Interesse ist dabei für ihn, ob in Ihrer Familie bereits andere Personen mit chronischen Darmerkrankungen oder anderen chronischen Krankheiten diagnostiziert sind. 
  • Körperliche Untersuchung: Nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Die Ärztin/der Arzt wird dabei Ihren Bauch abtasten, um zu prüfen, ob zum Beispiel Verhärtungen vorliegen oder Sie einen Druckschmerz verspüren.
  • Blutuntersuchungen: Auch die Blutuntersuchung zählt zum Standardprogramm der Diagnose von Morbus Crohn. Dies kann Hinweise auf eine vorliegende Blutarmut (Anämie) oder erhöhte Entzündungsparameter geben. Die Erhöhung eines bestimmten Eiweißes, des sogenannten C-reaktiven Proteins (CRP), und eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) können Zeichen für eine erhöhte Entzündungsaktivität im Körper und somit für Morbus Crohn sein.
  • Stuhlproben: Eine Stuhlprobe allein reicht zwar nicht für die Diagnose von Morbus Crohn aus. Sie kann aber Aufschluss darüber geben, ob das sogenannte Calprotectin, ein Eiweiß, das als wichtiges Merkmal für entzündliche Aktivitäten gilt, im Stuhl vorliegt. Dies kann sowohl dazu dienen, die Diagnose zu stellen als auch den Verlauf von Morbus Crohn zu kontrollieren. Zudem können mit Hilfe einer mikroskopischen Untersuchung der Stuhlprobe andere entzündliche Darmerkrankungen wie bakterielle Infektionen ausgeschlossen werden.
  • Ultraschall: Mit Hilfe hochauflösender Ultraschallgeräte ist es möglich, entzündliche Veränderungen im Verdauungstrakt sichtbar zu machen und so der Diagnose Morbus Crohn einen Schritt näherzukommen.
  • Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT): Da keine Strahlenbelastung anfällt, ist die sogenannte Kernspin- oder auch Magnetresonanztomographie (MRT) eine sehr schonende bildgebende Untersuchungsmethode bei der Diagnose von Morbus Crohn. Damit können entzündliche Veränderungen im gesamten Verdauungstrakt dargestellt werden.
  • Computertomographie (CT): Eine CT ist eine Form der Röntgenuntersuchung, bei der Aufnahmen verschiedener Körperregionen in feinsten Schichten angefertigt werden. Mit der Computertomographie lassen sich auch kleine Veränderungen, zum Beispiel Entzündungsherde, erkennen.
  • Darmspiegelung (Koloskopie): Bei der Darmspiegelung untersucht die Ärztin/der Arzt das Darminnere mit Hilfe eines Endoskops, einem schlauch- oder röhrenförmigen medizinischen Instrument, das in den Darm eingeführt wird. Dabei lassen sich auch Gewebeproben, sogenannte Biopsien, entnehmen. Sie werden später im Labor mikroskopisch untersucht, um Hinweise auf eine mögliche Morbus Crohn-Diagnose zu erhalten.
  • Magenspiegelung (Gastroskopie): Da auch die Speiseröhre und der Magen von Morbus Crohn betroffen sein können, ist die Magenspiegelung eine wichtige Untersuchungsmethode für die Diagnosestellung. Mit ihrer Hilfe kann das Ausmaß der Entzündung beurteilt werden. Falls eine Darmspiegelung zu keinem Ergebnis geführt hat, kann die Entnahme von Gewebeproben aus dem Magen zu einer Diagnose von Morbus Crohn beitragen.
  • Doppelballonenteroskopie: Mögliche Anzeichen von Morbus Crohn im Dünndarm können mit Hilfe der sogenannten Doppelballonenteroskopie untersucht werden. Dabei wird der komplette Dünndarm in Schritten von ca. 40 Zentimetern mit Hilfe eines Endoskops sowie zwei unabhängig voneinander aufblasbaren Ballons abschnittsweise untersucht. 

fragebogen.jpg

Die Symptome von Morbus Crohn ähneln oft fälschlicherweise herkömmlichen Beschwerden. Das Aufsuchen einer Gastroenterologin/eines Gastroenterologen ist daher für eine Diagnose unerlässlich. iStock.com/vadimguzhva

Die Symptome von Morbus Crohn ähneln oft fälschlicherweise herkömmlichen Beschwerden. Das Aufsuchen einer Gastroenterologin/eines Gastroenterologen ist daher für eine Diagnose unerlässlich. iStock.com/vadimguzhva

Wie Sie DIE ÄRZTIN/den Arzt bei der Morbus Crohn-Diagnose unterstützen können

Auch Sie können die Ärztin/den Arzt bei der Diagnosestellung von Morbus Crohn unterstützen. Dabei sollten Sie zunächst alle aktuellen medizinischen Unterlagen, die Ihnen vorliegen, zur Untersuchung mitbringen. Das können zum Beispiel Laborergebnisse, Röntgenaufnahmen, MRT- oder CT-Befunde, Ultraschallbilder oder Operationsberichte sein. Auch eine Liste aller Medikamente, die Sie derzeit einnehmen, ist eine wichtige Information für die Ärztin/den Arzt.
Um sich ein genaues Bild Ihrer Beschwerden machen zu können, ist es für den Arzt wichtig zu wissen, welche Beschwerden Sie in der letzten Zeit hatten und wann und wie oft diese aufgetreten sind. Hatten Sie in letzter Zeit häufiger Bauchschmerzen? Litten Sie unter verstärktem Stuhldrang und Durchfall? Wie oft müssen Sie am Tag zur Toilette? Notieren Sie sich die Antworten auf diese Fragen und bringen Sie Ihre Notizen zur Untersuchung mit. Auch wenn Sie unter weiteren Symptomen  leiden, die auf den ersten Blick nichts mit einer Darmerkrankung zu tun haben, sollten Sie Ihrem Arzt davon berichten. Denn chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn können auch Körperbereiche außerhalb des Verdauungstraktes betreffen. Dies kann sich zum Beispiel durch Augenentzündungen, Rücken- oder Gelenkschmerzen äußern.

Um der Ärztin/dem Arzt Informationen zur Krankheitshistorie liefern zu können, kann es auch hilfreich sein, Ihre Angehörigen nach „Familienkrankheiten“ wie chronischen Verdauungskrankheiten, Rheuma, Arthrose, Hauterkrankungen und Krebsleiden zu befragen. 

                                                                         

Wilson BS et al. Life impact study. GUT 2012; 61 (Suppl 3):A157.