Morbus Crohn – Welche Therapien gibt es?

Eine Heilung für Morbus Crohn gibt es bisher nicht. Dennoch ist es heute möglich, mit Morbus Crohn über längere Zeit beschwerdefrei zu leben – dank moderner Behandlungsmöglichkeiten. Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Morbus Crohn-Therapien vor.

Grafische Darstellung einer Arznei

Nicht heil-, aber behandelbar

Wichtigstes Ziel der Morbus Crohn-Therapie ist es, die Entzündung des Darms und – sofern vorhanden – auch außerhalb des Verdauungstraktes in den Griff zu bekommen. So können Beschwerden gering gehalten oder sogar ganz vermieden werden. Man spricht dann von der sogenannten Remission.

Welche Behandlung konkret in Frage kommt, ist – wie die Ausprägung von Morbus Crohn selbst – von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich. Für den Behandlungserfolg ist es daher entscheidend, dass die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt in Abstimmung mit der Betroffenen/dem Betroffenen einen individuellen Morbus Crohn-Therapieplan erstellt.

Medikamentöse Therapie bei Morbus Crohn

Welche Medikamente bei der Morbus Crohn-Therapie zum Einsatz kommen, hängt von zwei Faktoren ab: der Ausprägung der Erkrankung und der Schwere des Verlaufs. Je nach Präparat erfolgt die Verabreichung als Tablette, Zäpfchen, Einlauf, Rektal-Schaum, Spritze oder Infusion. Welche Therapie für die Behandlung Ihres Morbus Crohn am besten geeignet ist, wird Ihre Ärztin/Ihr Arzt zusammen mit Ihnen entscheiden. Generell kommen folgende Medikamente bei der Behandlung von Morbus Crohn zum Einsatz:

 

  • Aminosalizylate (5-ASA-Präparate)
  • Kortisonpräparate (Kortikoide)
  • Immunsuppressiva
  • Biologika
  • Biosimilars

Aminosalizylate – bei leichteren Verläufen

Die sogenannten Aminosalizylate oder 5-ASA-Präparate haben einen entzündungshemmenden Effekt. Sie dienen bei der Therapie von Morbus Crohn dazu, die vorliegende Autoimmunreaktion einzudämmen. Aminosalizylate kommen hauptsächlich bei leichteren Verläufen von Morbus Crohn zum Einsatz.

Kortisonpräparate (Kortikoide) – im akuten Schub

Kortisonpräparate, sogenannte Kortikoide, werden bei Morbus Crohn zur Therapie bei akuten Schüben angewendet. Vor allem das Glukokortikoid Prednison bzw. Prednisolon wirkt schnell und hemmt die Entzündung sehr stark, indem es die überschießenden Reaktionen des Immunsystems unterdrückt.

Man unterscheidet bei Kortikoiden in der Morbus Crohn-Therapie zwischen systemischen und lokalen Kortisonpräparaten. Systemische Kortikoide wirken im gesamten Körper. Dadurch kann es vor allem bei längerfristiger Einnahme zu Nebenwirkungen kommen. Dazu zählt zum Beispiel die Osteoporose (Knochenschwund). Lokal angewendete Kortisonpräparate (z. B. Budenosid) sind mit geringeren Nebenwirkungen verbunden. Sie werden bei der Therapie von Morbus Crohn daher bevorzugt bei leichten bis mittelschweren Schüben eingesetzt.

Immunsuppressiva – bei schweren Verläufen

In bestimmten Fällen greifen Ärzt:innen bei der Morbus Crohn-Therapie auch zu Medikamenten aus der Substanzklasse der sogenannten Immunsuppressiva zurück. Sie dienen ebenfalls dazu, dem Entzündungsprozess im Verdauungstrakt Einhalt zu gebieten. Immunsuppressiva unterdrücken das Immunsystem sehr wirksam. Diese Therapieoption kann daher insbesondere Morbus Crohn-Patient:innen mit schweren Krankheitsverläufen Hoffnung auf Linderung der Beschwerden geben.

Biologika – bei mittelschweren bis schweren Verläufen

Bei sogenannten Biologika handelt es sich um biotechnologisch hergestellte Medikamente. Sie stellen eine weitere, häufig sehr effektive Option zur Therapie von Morbus Crohn dar. Zu den Biologika gehören unter anderem die TNF-alpha-Blocker, Integrin-Blocker und Interleukin-12/23-Hemmer. Sie hemmen die bei Morbus Crohn vorliegenden Entzündungsprozesse im Körper.

Biologika werden mit Hilfe lebender Zellen oder deren Bestandteilen hergestellt. Sie wirken gezielt auf fehlgesteuerte Prozesse der körpereigenen Abwehr ein. Daher eignet sich die Biologika-Therapie bei Morbus Crohn für mittelschwere bis schwere Krankheitsverläufe.

Biosimilars – ähnlich, aber nicht gleich

Auch Biosimilars kommen seit einigen Jahren bei der Therapie von Morbus Crohn zum Einsatz. So werden die Nachahmerprodukte von Biologika genannt, deren Patent ausgelaufen ist. Sie bilden das Pendant zu Generika, den Nachahmerprodukten nicht-biotechnologisch hergestellter Medikamente. Da Biologika in lebenden Zellen produziert werden, können diese nicht 1:1 kopiert werden. Biosimilars sind im Vergleich zu ihren Originalprodukten daher nicht identisch, aber ähnlich. Sie sind allerdings gleichwertig hinsichtlich der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Qualität zu Original-Biologika.

Operative Eingriffe bei Morbus Crohn

Unter Umständen kann bei der Therapie von Morbus Crohn auch ein operativer Eingriff notwendig sein. Dies kann zum Beispiel bei einem schwerem Krankheitsverlauf oder auftretenden Komplikationen der Fall sein. Erforderlich wird ein chirurgischer Eingriff zum Beispiel, wenn eine Engstelle im Darm (Stenose) oder eine Fistel vorliegt. Diese Komplikationen müssen dann operativ behandelt werden, um weitere Beeinträchtigungen zu verhindern. Oft wird die Operation auch von einer Antibiotika-Therapie begleitet, um den Körper vor bakteriellen Infektionen zu schützen. Im Falle einer erforderlichen Operation kann Sie Ihre behandelnde Ärztin/Ihr behandelnder Arzt über in Frage kommende Kliniken informieren.

Psychologische Betreuung als unterstützende Maßnahme

Eine chronische Erkrankung wie Morbus Crohn kann auch psychische Belastungen verursachen. Sei es durch die Symptome und die damit einhergehenden Einschränkungen im Alltag oder die Unvorhersehbarkeit von Schüben. Oft hilft schon der Austausch mit Freunden oder der Familie. Auch Gespräche mit anderen Betroffenen, zum Beispiel im Rahmen von Selbsthilfegruppen, können dabei helfen, mit den durch Morbus Crohn einhergehenden Belastungen besser umzugehen. Professionelle Hilfe können Psycholog:innen bzw. Psychotherapeut:innen, begleitend zur medikamentösen Morbus Crohn-Therapie, bieten. Gemeinsam erarbeiten sie mit den Betroffenen Strategien, wie sie mit der Krankheit besser umgehen können.

Sollten Sie unter psychischen Belastungen durch Morbus Crohn leiden, sprechen Sie Ihre behandelnde Ärztin/Ihren behandelnden Arzt darauf an. Sie/er kann Ihnen weitere Anlaufstellen nennen. Adressen von Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe sowie die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen finden Sie unter anderem auch auf den Webseiten der Patientenorganisation DCCV e. V., der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung.